Bild: Halbeisen (Halbisen) Wappen ;
Schwarz-Weiss
Bild: Halbeisen (Halbisen)
Wappen
; Farbe (368 kB)
Bild: Wasserzeichen auf dem
Halbisen-Papier
Bild: Genealogische Grafik
Auszüge aus Quellen und alten
Lexika
Literatur-Verzeichnis
Halbisen, Halbysen, Halbeysen, Halbeisen
Im Spätmittelalter wurde im alemannischen Sprachgebiet, dem heutigen Baden-Württemberg und der Deutsch-Schweiz, langsam die Schreibweise dem Bayrischen angenähert. Zuerst passte sich der überregionale Schriftverkehr dem Stil der habsburgischen Verwaltung, den Kanzleien, an. Später im 16. Jahrhundert wurde das Deutsch der Lutherbibel mehr oder weniger zur Schriftnorm. Eine endgültig verbindliche Rechtschreibung gibt es erst seit dem Erscheinen des ersten "Duden" im Jahre1880.
Die mittelhochdeutsche (d.i. mittelalterliche) Schreibung wechselte z.B. von "Hûs" auf "Haus", von "Mûs" auf "Maus" und von "Îsen" auf "Eisen". Diesen Vorgang nennt man Diphthongierung. So wurde aus "Halbisen" und dem griechisch-humanistischen "Halbysen" ein neuhochdeutsches "Halbeysen" und "Halbeisen". Christian Wurstisen, der Autor der "Basler Chronik" aus dem Jahr1580, lebte mitten in dieser Umbruchszeit. So ist es nicht verwunderlich, dass er im selben Buch einmal "Halbisen" [1] schreibt und ein anderes mal "Halbeisen"[2] . Im folgenden Text schreiben wir einheitlich "Halbisen", obwohl die Quellen mehrere Schreibvarianten aufweisen.
Heinrich Halbisen der Ältere
Im Zentrum der Geschichte steht der Basler Kaufmann und Papierfabrikant Heinrich Halbisen. Er lebte von ca. 1390 bis 1451. Er wird in den Quellen "der Ältere" genannt, da er einen gleichnamigen Sohn hatte. Seine Geschäfte machte er in ganz Europa, vornehmlich als Vertreter der Halbisen-Gesellschaft, über welche wir noch reden werden. Da er viel Welterfahrung besass, Italienisch und vermutlich auch weitere Fremdsprachen beherrschte, war er auch in vielen diplomatischen Missionen für die Stadt Basel unterwegs. Gleichzeitig sass er als Ratsherr der Safranzunft[3] in der Regierung. Sein Name "Henricus Albisen de Basilea" ist im Friedensvertrag mit dem französischen Thronfolger (Dauphin) Ludwig nach der Schlacht von St. Jakob 1444 erwähnt.[4] Im Jahre 1432 begleitete er König Sigismund zur Kaiserkrönung nach Rom. [5]
Heinrich ist als Gründer der Basler Papierindustrie bekannt. 1433 kaufte er vor dem Riehentor am Riehenteich eine Mühle, die er in eine Papiermühle umbauen liess.[6] Später verlegte er die Produktion an den St. Alban-Kanal, der eine grössere Wasserkraft hatte. Dieses Haus steht heute noch neben der Papiermühle der Familie Gallizian. Die letztere ist noch in Betrieb und zum Basler Papiermuseum umgestaltet worden. Das Wasserzeichen auf dem Halbisen-Papier war wie das Familienwappen ein halbes Hufeisen, teilweise auch eine Traube oder ein Ochsenkopf. [7] Natürlich legte der Multimillionär Halbisen nicht selbst Hand an bei der Papierherstellung. Dafür hatte er Spezialisten aus Italien angestellt.
Das Vermögen Heinrich Halbisens des Älteren belief sich im Jahre 1429 auf 8000 - 8500 Gulden.[8] Damit gehörte er zu den reichsten Basler Bürgern. Die Kaufkraft ist etwas schwer auf die heutige Zeit umzurechnen, da gewisse Produkte heute viel weniger Arbeitsaufwand erfordern, andere jedoch viel mehr. Als Anhaltspunkt möge der Hinweis dienen, dass ein Haus (besser eine Hütte) damals schon ab 10 Gulden zu haben war. Es wurden aber auch Häuser für 300 Gulden verkauft. Für 1 Gulden erhielt man aber nur ca. 2 Kilo Zucker. Das durchschnittliche Vermögen der Basler Bürger im Jahre 1454 betrug 80 Gulden. [9] Halbisen besass etwa 15 Häuser[10] , z.B. Freie Strasse 19, Marktplatz 16, St. Johannsvorstadt 17 usw. Zum Besitz zählten auch zwei ganze Dörfer im Elsass: Nieder- und Oberhagenthal. Dies wissen wir, weil ein österreichischer Adliger, Peter von Mösberg, ihm 1447 das Jagen in den Wäldern dieser Dörfer verbieten wollte. [11] Halbisen konnte jedoch mit einem Kaufbrief belegen, dass die Dörfer und somit das Jagtrecht ihm gehörten. Er hatte sie dem Grafen von Thierstein abgekauft und später für 1230 Goldflorin (Gulden [12] ) an Göz Heinrich von Eptingen weiterverkauft. [13]
1449 brennen Herman von Eptingen und seine Verbündeten einige Dörfer vor den Toren Basels nieder. Dabei verbrennt auch der Meierhof Heinrich Halbisens in Schönenbuch.[14] Im Kampf gegen den österreichischen Adel im Suntgau (Elsass) und gegen die Armagnaken wurde Heinrich 1445 als einer von Vieren zum Hauptmann gewählt. [15]
Heinrich Halbisen starb am 24. August 1451 an der Pest. [16] Er hatte vier Kinder. Der älteste hiess Jakob, auf ihn folgten Heinrich der Jüngere, Anna und Lorenz. Jakob starb vor dem Vater am 19. August 1451 ebenfalls an der Pest.
Die Halbisen-Gesellschaft
Die drei Basler Kaufleute Heinrich Halbisen der Ältere, Hans Waltenheim und Wernlin von Kilchen gründeten zwischen 1415 und 1420 eine Handelsgesellschaft. [17] Heute würden wir sagen, sie waren die Hauptaktionäre und zugleich Geschäftsführer. In den Basler Gerichtsakten wird das Unternehmen als "Halbisen - Gesellschaft" bezeichnet, im Ausland nach den Namen der an den Gerichtsverhandlungen gerade anwesenden Geschäftsführern. Der Anteil von Halbisen war mit 9000 Gulden leicht höher als der seiner Partner.[18] Nach 1420 schliesst die Halbisen-Gesellschaft ein Kartell im Safranhandel mit einer Handelsgesellschaft in Barcelona, damit sie sich nicht gegenseitig die Verkaufspreise herunter drückten.[19] Im weiteren handelte unsere Gesellschaft mit Indigo, Korallen, Nüssen, Fischen, Muskatblüten, Korn, Silber, Kupfer, Zinn, Messingblechen, Nägeln, Leinwand, Tuch, Pferden, Glasscheiben und anderem.[20] Im Jahre 1425 verkaufte Halbisen dem Basler Rat im Namen der Gesellschaft für 1295 Gulden Silber.[21] Im Sommer 1441 kaufte er in London Wolle ein, die er über die Medici-Bank in Brügge bezahlen liess.[22] Während des Basler Konzils(1431-1437, 1449) gab es viele ausländische Besucher, so auch Italiener,"Walchen[23] " genannt. Die Safranzunft vermietete in ihrem Zunfthaus Räume an einen "Walchen". Sie traute aber seiner Zahlungsmoral nicht, so dass der weltmännische Heinrich Halbisen mit seinem Vermögen für ihn bürgte. [24]
Kaufleute hatten damals ein abenteuerliches und teilweise gefährliches Leben. Ein Angestellter der Halbisen-Gesellschaft, Hans Gurlin, war einst mit einem der drei Geschäftsführer, Wernlin von Kilchen, in Barcelona (Katalonien). Da sie verbotenerweise Gold aus der Stadt exportieren wollten, versteckte Hans Gurlin dieses unter dem Kleid. Beim Verlassen der Stadt gerieten sie in eine Volksmenge. Das Gold fiel zu Boden und wurde gestohlen. Unsere Kaufleute konnten den Dieb aber nicht anzeigen, weil sonst ihre illegale Tat bekannt geworden wäre.[25]
Ein anderer Angestellter, Konrad Winman, hatte auf einer Handelsreise nach Katalonien (heute eine spanische Provinz) jemanden erschlagen. Zur Strafe wurde ihm die Hand abgehauen. Seitdem nannte man ihn "Cünrat mit der einen hand". Jahre danach kam es ihm in den Sinn, bei Heinrich Halbisen dem Jüngeren ein Schmerzensgeld zu verlangen, da er den Schaden im Dienste der Gesellschaft erlitten habe. Mit den erhaltenen 8 Gulden eröffnete er ein eigenes Geschäft.[26]
Heinrich Halbisen der Jüngere
Nach dem Tode seines Vaters (1451) führte er dessen Geschäfte weiter. Es meldeten sich sofort viele Gläubiger des Vaters bzw. der Halbisen-Gesellschaft, die er ausbezahlen musste. Andererseits hatte er selbst noch ein Guthaben von 8000 Gulden bei der Gesellschaft offen, das er jedoch nicht zurück erhielt. [27] Es scheint in diesen Jahren noch keine klaren juristischen Regeln gegeben zu haben, zwischen Privat - und Geschäftsvermögen zu unterscheiden. Das Vermögen Heinrich Halbisens des Jüngeren sank vielleicht deshalb, weil er eher die Schulden als die Guthaben seines Vaters erbte. Nach und nach verkaufte er die Häuser, führte jedoch die Papierproduktion noch 20 Jahre lang weiter.
Im April 1469 kamen er und seine Angestellten in Untersuchungshaft. Einer Frau war die Nase abgeschnitten worden. Als Täterin stellte sich Agnes, die Ehefrau Heinrichs heraus.[28] Möglicherweise war das Opfer eine heimliche Geliebte Heinrichs.
Am 16. September 1471 gibt er das Basler Bürgerrecht auf, [29] vermutlich um Steuern zu sparen. Er zieht sich mit seiner Frau Agnes auf das Weiherschloss Klybeck (Clüben) im heutigen Klein-Basel zurück, das er schon 1463 gekauft hatte.[30] Ein paar Monate zuvor, am 10. Juli 1471, erhält er und sein Bruder Lorenz eine erneute Bestätigung des Familienwappens durch die Kanzlei Kaiser Friedrich III in Regensburg. Hier ist genau beschrieben, wie das Wappen aussieht. Die Familie besass das Wappen schon früher, das sie es ja als Wasserzeichen auf ihrem Papier verwendete. Der Originaltext ist in dieser Arbeit abgedruckt. Bürgerliche Familien, die zum unteren Adel aufstiegen, liessen sich ihr Wappen gegen Geld von der kaiserlichen Kanzlei bestätigen, um dadurch Rechtssicherheit zu erlangen. Heinrich und Lorenz werden in den Quellen als "Junker", also junge Edelmänner, angesprochen.[31]
Heinrich Halbisen der Jüngere starb ca. im Jahre 1480.
Lorenz Halbisen der Ältere
Wie sein Bruder Heinrich verzichtete er (1471 ?) auf das Bürgerrecht. Er war wie sein Vater und Bruder Mitglied der Schlüsselzunft. Mit der Stadt lag er im Streit, weil er die Steuern verweigerte. Im Jahre 1471 wurde er aus der Schlüsselzunft ausgestossen und sein Wappen vom Zunfthaus entfernt. [32] Lorenz Halbisen starb vor 1486. Er hatte eine Tochter Sophie und einen Sohn, Lorenz den Jüngeren.
Lorenz Halbisen der Jüngere
Zuerst war er Mitglied der Safranzunft, danach wechselte er zur Hausgenossen-Zunft. Für diese sass er 1505 im Rat.[33] Im Jahre 1507 war er Vogt in Pfeffingen. Seine Kinder hiessen Margareth, Peter und Augustin. Peter hatte wiederum einen (unehelichen) Sohn Namens Hieronymus. Lorenz Halbisen der Jüngere starb im Jahre 1508.
Heutige geographische Verbreitung des Namens
Im Schweizer Telefonbuch sind 1996 ca. 250 "Halbeisen" eingetragen, davon allein 50 im Laufentaler Dorf Wahlen. In Deutschland sind es 80, in Österreich (hauptsächlich Vorarlberg) 100, im französischen (Elsass) ca. 15, in den USA ca. 80. Wenn wir pro Haushalt 2-3 Personen rechnen, gibt es auf der Welt vermutlich etwa 1200 Menschen mit dem Namen "Halbeisen". Am stärksten sind sie in der Region Basel konzentriert, wo das Geschlecht wohl auch seinen Ursprung hat. Vor 1800 sind die Halbeisen nur in folgenden vier Orten eingebürgert: Dittingen, Wahlen, Laufen Vorstadt (Kanton Basel-Land) und Delémont (Kanton Jura).[34] Erst 1933 kam das Geschlecht von Dittingen nach Basel als Bürger zurück, nachdem es dort seit dem 18.Jahrhundert als ausgestorben galt. Dass die Halbeisen von Basel aus Dittingen besiedelten, lässt sich aufgrund einer Urkunde vom 10. April 1665 im Staatsarchiv Basel vermuten, die einen Anselm, Erhardt, und Peter Halbeysen in "Tittingen" erwähnt. [35]